Es war der 18. Oktober 1121. „Und aus dem Dunkel der Geschichte tauchte Wernigerode auf“, erzählt Olaf Ahrens, Leiter des Wernigeröder Harzmuseums. An jenem Tag wurde die Bunte Stadt am Harz erstmalig urkundlich erwähnt.

 

Dabei habe Wernigerode in der Urkunde des Bischofs von Halberstadt selbst gar keine Rolle gespielt. Eigentlich ging es in dem Dokument aus dem 12. Jahrhundert um ein Kloster in Helmstedt, erzählt Ahrens. Doch um den Inhalt der besagten Urkunde zu beglaubigen, brauchte der Bischof Zeugen. Unter seinen 15 Beobachtern war auch Graf Adalbert von Wernigerode.

 

Im vergangenen Jahr sei die Urkunde laut Ludwig Hoffmann, Vorsitzender des Wernigeröder Geschichts- und Heimatvereins, aufgetaucht. Und zwar im Landesarchiv Wolfenbüttel.

 

Für die Stadt ist das ein Grund zu feiern, sagt Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos). Besonders nach der trostlosen Corona-Zeit. Daher soll neben der geplanten Festwoche am 17. Oktober auch die Ausstellung im Harzmuseum zum Thema „Wernigerode: Geschichten aus 900 Jahren“ öffnen. Besucht werden kann diese bis zum 18. April 2022.

 

Dafür erhält der Wernigeröder Geschichts- und Heimatverein, der zugleich auch der Förderverein des Harzmuseums ist, finanzielle Unterstützung von der Stadtwerkestiftung um Steffen Meinecke und der Stiftung der Harzsparkasse Wernigerode um Wilfried Schlüter. Ebenfalls unterstützt die Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode sowie die Kulturstiftung der Stadt Wernigerode das Vorhaben. Insgesamt kommt so eine Summe in Höhe von 10.000 Euro zusammen, über die sich Ludwig Hoffmann, seines Zeichens ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt, sichtlich freut. „Mit dem Geld können wir Broschüren anfertigen lassen und die nötige Technik anschaffen.“

 

Neun Jahrhunderte sind eine lange Zeit. Dass diese nicht in einer einzigen Ausstellung auf rund 100 Quadratmetern aufgearbeitet werden kann, liegt offen. „Aus diesem Grund wollen wir Schlaglichter setzen“, erzählt der Leiter des Harzmuseums. Zusammen mit fünf Kuratoren plant Olaf Ahrens neun Geschichten aus neun Jahrhunderten. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit können die Besucher die Stadtgeschichte erleben. Dabei setzen die Museumsmitarbeiter nicht nur auf Schriftquellen. „Es soll multimedial werden“, so Ahrens. Zum Beispiel gebe es noch ein Tondokument einer Versammlung im Elmo-Werk während des Volksaufstandes in der DDR am 17. Juni 1953. „Ein solches Dokument aus dieser Zeit gibt es nicht noch ein zweites Mal“, weiß er. Daher sollen Ausschnitte später auch im Museum zu hören sein. Zudem lassen Kunstwerke, Fotos sowie Videos die Vergangenheit Wernigerodes aufleben.

 

Wie eine „Einstiegsdroge in die Geschichte der Stadt“ soll die neue Ausstellung auf die Besucher wirken, wünscht sich Olaf Ahrens. Sie soll Einheimischen und Touristen die Möglichkeit geben, hautnah in die spannende und vor allem lange Geschichte der Stadt Wernigerode einzutauchen.

 

Aus diesem Grund hat das Museum für das Design der Ausstellung auch eine Gestalterin beauftragt. Denn geplant ist, dass die drei Ausstellungsräume im Harzmuseum ästhetisch und funktional miteinander verbunden werden.

 

Derzeit tüfteln die Projektpartner der Oskar Kämmer Schule in Wernigerode an Möbeln, die später ihren Platz im Museum finden sollen. Die
Kommunale Beschäftigungsagentur (Koba) ermöglicht diese Zusammenarbeit.

 

Ebenfalls wird es auch eine 48-seitige Begleitbroschüre geben, verrät Olaf Ahrens ein weiteres Detail.

 

Worauf sich Einheimische und Touristen zur Festwoche im Oktober freuen können, wollte Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert beim Pressetermin im Rathaus noch nicht verraten. Informationen dazu werden aber bald bekannt gegeben, kündigte er an.

 

Quelle: Harzer Volksstimme vom 09.06.2021

 

Wilfried Schlüter (v. li.), Vorstand Harzsparkasse, Olaf Ahrens, Leiter des Harzmuseums, Dr. Franz Mnich, Jürgen Sander, Steffen Meinecke und Uwe-Friedrich Albrecht von der Stadtwerkestiftung sowie OB Peter Gaffert, Kulturamtsleiterin Silvia Lisowski, Ludwig Hoffmann vom Wernigeröder Geschichtsverein und Christian Zeigermann, Geschäftsführer GWW, freuen sich auf die Ausstellung. (Foto: Johanna Ahlsleben)