• Bauanträge fertiggestellt
• GWW-Geschäftsführer: Es ist gelungen, die kühnen Architekturideen in reale Baukörper und Bauplanungen zu überführen
• Italienisch-deutsche Zusammenarbeit für GWW wie ein Zukunftslabor des Bauens und Wohnens
Wernigerode. Der Einzug modernster europäischer Architektur nach Wernigerode rückt einen weiteren Schritt näher. Für die im europäischen Nachwuchs-Architekten-Wettbewerb „Europan – Living Cities“ ausgewählten Entwürfe „Casa Verde“ und „Casa Duet“ für das GWW-Areal Veckenstedter Weg und Gießerweg wurden nun die Bauanträge fertiggestellt. Vorausgegangen war dem eine fast einjährige intensive Detail-Planungsarbeit, um die Architektur-Ideen in die Praxistauglichkeit zu überführen. Dabei spielten vor allem Aspekte wie Finanzierbarkeit, Nachhaltigkeit und Gültigkeit für das deutsche Baurecht die Hauptrolle. GWW-Geschäftsführer Christian Zeigermann: „Der GWW-Aufsichtsrat als auch alle GWW-Mitstreiter sind begeistert, wie es in beiden Projekten gelungen ist, die kühnen Architekturideen nun in reale Baukörper und Bauplanungen zu überführen. Das ist bei Weitem nicht immer so. Als ideal erwies sich dabei unser Vorgehen, den italienischen Siegerarchitekten-Teams erfahrene deutsche Planungsbüros zur Seite zu stellen. Und alles blieb im Zeitplan.“
Die Arge PRACTICE+ aus Bassano del Grappa/Italien arbeitet für das Eckgrundstück Veckenstedter Weg und Gießerweg unter dem Titel „Casa Duet“ mit dem catk-Studio Berlin zusammen. Im Rahmen des Projekts werden in einem Drei- und einem Viergeschosser 30 Wohnungen mit unterschiedlichen Grundrissen entstehen. Die Gebäudetransparenz sorgt im Projekt u. a. dafür, über viel Glas die Sichtbeziehung zum Harz herzustellen oder zu erhalten.
Auch im zweiten vielbeachteten Sieger-Projekt mit dem Titel „Casa Verde“ gab es eine fruchtbringende italienisch-deutsche Zusammenarbeit. Die italienische Architektengruppe Cope aus Padua/Italien schloss sich dazu mit der Hartung + Ludwig Architektur- und Planungsgesellschaft Weimar zusammen. Freuen können sich die Wernigeröder auf einen 5 Häuser umfassenden Gebäudewinkel mit spektakulär gestufter Dachkonstruktion, für den der Harz Pate stand. Er wird dem ganzen Viertel eine neue Identität verleihen. Insgesamt sollen am Veckenstedter Weg nun 34 neue Wohneinheiten entstehen. Die Mischung aus Wohnungen unterschiedlicher Typologie und Größe wird hier ein generationsübergreifendes Zusammenleben begünstigen. Viele Wohnungen werden barrierefrei sein.
Beide Bauprojekte an den Eckgrundstücken am Veckenstedter Weg werden das Gartenstadt-Quartier am Galgenberg heilen und ein neues interessantes Eingangstor zur Stadt bilden. „Wir schaffen hier sozusagen die Gartenstadt 3.0., die nach Entstehung des Areals und Nutzung zu DDR-Zeiten nun eine neue Vision für das angestammte Quartier vorzeichnet“, erläutert GWW-Geschäftsführer Christian Zeigermann.
„Die weitere Planungsarbeit bis zu den Bauanträgen hat uns als Unternehmen enorm bereichert. Sie war wie ein Zukunftslabor des Bauens und Wohnens, das all unsere weiteren Projekte befruchten wird“, hebt GWW-Geschäftsführer Christian Zeigermann weiter hervor.
Beispiel Bauen mit Holz: Beim Projekt „Casa Verde“ am Veckenstedter Weg sind die Wände und Decken aus Stahlbeton. Alles andere sind Holz-Rahmen-Komponenten, die vor Ort vorgesetzt werden. Damit wird weniger Beton eingesetzt, weniger CO2 erzeugt und der ökologische Fußabdruck der Gebäude verbessert. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, Kohlenstoffspeicher und wiederverwendbar. Im Sinne der Nachhaltigkeit soll das Holz aus der Region kommen, um längere Transportwege zu vermeiden. Beim Projekt „Casa Duet“ sollen die Wände gemauert und die Decken aus Vollholz hergestellt werden. Vollholz hat sogar bessere Brandschutzwerte als Stahlbeton. Es müssen keine Stürze eingebaut werden. Das Gebäude wird durch den Holzeinsatz leichter und nachhaltiger.
Beispiel Energieversorgung: Ziel war bei beiden Europan-Projekten, eine hohe Energieeinsparung zu erreichen und damit die Nebenkosten der Mieter dauerhaft niedrig zu halten. Erzielt wird das durch einen Mix von Energieformen. Im Gießerweg besteht dieser aus Solarthermie für die Heizung sowie Fernwärme in der Spitze, wenn im Winter die Sonnenkraft mal nicht ausreicht. PV-Anlagen ermöglichen Mieterstromprojekte. Im Veckenstedter Weg kommen Fernwärme und PV-Anlagen zum Einsatz. All das wird wissenschaftlich begleitet, um den besten Mix zu ermitteln. Die GWW will daraus auch für weitere Projekte lernen.
Beispiel Grundrisse: Das Motto von Europan, lebendige Städte zu schaffen, ging in beiden Projekten auch in die Grundrissgestaltung ein. Sie berücksichtigt die unterschiedlichen Bedürfnisse, die ein Mehrgenerationenwohnen erfordert. So werden zum Beispiel Flure schon zu halböffentlichen Räumen (wie in Italien üblich), die die Begegnung und Mieter-Kommunikation fördern. Eine Idee, die das Mietermiteinander wieder ankurbeln soll, das im Mietwohnungsbau in Deutschland vielfach verloren gegangen ist.
Beispiel Freiflächengestaltung: Maßstab war hier, klimagerechte Gärten anzulegen, die den klimatischen Veränderungen der Zukunft Stand halten und das Niederschlagswasser optimal auffangen, erhalten und bis auf den letzten Tropfen nutzen. Es kommen südeuropäische Baumsorten zum Einsatz, um zu testen, ob sie der Klima-Erwärmung in unseren Breiten besser standhalten als deutsche Arten. (In Norditalien pflanzt man deshalb mittlerweile schon Baumarten aus Sizilien an.) Ringförmig um die Gebäude ist die Gartengestaltung Zone für Zone immer natürlicher und freier geplant. Der Mix aus Kulturlandschaft und Wildheit endet jeweils in Wiesen, die nur bei Bedarf gemäht werden müssen. Auch das hilft, die Nebenkosten zu senken.
„Wie sieht die Architektur der Zukunft aus? Welches Energiekonzept bringt in Zukunft die höchste CO2– und Nebenkosten-Einsparung? Welche nachhaltigen Baustoffe sind die zukunftsträchtigsten? Welche Grundrisse sind die lebenswertesten für unsere Mieter? Welche Freiflächengestaltung ist die klimaresistenteste und pflegeärmste? All diese Fragen warf die Entwicklung der Europan-Projekte hin zum Bauantrag auf und diese Fragen werden uns in den nächsten Jahren weiter beschäftigen“, ist sich GWW-Geschäftsführer Christian Zeigermann sicher. Die Europan-Bauten in Wernigerode werden so nach ihrem Entstehen zum Lackmus-Test für die GWW-Zukunftsplanung. Allein das Thema Holz sei geeignet, ein wirksamer Beitrag für zukünftiges kreislaufgerechtes Bauen zu leisten. „Back to the roots“, nennt es Christian Zeigermann und verweist auf die Fachwerkstadt Wernigerode, deren Holz- und Lehm-Bauten sich über Jahrhunderte bewährt hätten.
Ziel sei es, so Christian Zeigermann zum weiteren Vorgehen, im Herbst 2024 in die Ausschreibungsphase zur baulichen Umsetzung der Europan-Projekte zu gehen. Ab Frühjahr 2025 könne dann der Baustart erfolgen, wenn die Zinssituation und die Wirtschaftlichkeit der Angebote es erlaubten. Beide Wernigeröder Grundstücke seien bereits jetzt beräumt und für den Neubau vorbereitet.
Wernigerodes Oberbürgermeister Tobias Kascha, Gesellschafter der GWW, sieht in den Europan-Projekten spannende Entwürfe, die den Zeitgeist repräsentieren und die Europäische Moderne nach Wernigerode bringen. Das meine nicht nur die Architektur, sondern auch die ökologischen und nachhaltigen Konzepte dahinter.
Für Wernigerodes Oberbürgermeister zeigten die Projekte zudem, „wie fruchtbringend es sein kann, wenn Architektur nicht aus der Vergangenheit heraus entsteht, sondern mutig aus dem Zukunftsgedanken. Nur so können sich unsere Gesellschaft und unsere Städte weiterentwickeln.“
Als innovativ und beispielgebend wertet er auch die italienisch-deutschen Architektengemeinschaften, die sich im Zuge des Europan-Wettbewerbs für Wernigerode entwickelt hätten. Ihre Zusammenarbeit sei ein Muster, wie internationale Arbeitsteilung im Bereich Architektur funktionieren könne. Guten Kontakt habe es im Arbeitsprozess auch schon zu den Ämtern der Stadt und dem Landkreis gegeben, um die Genehmigung der außergewöhnlichen Bauten vorzubereiten.