Die Franckeschule ist Wernigerodes erste Schule, die eine coronagerechte, stationäre Luftfilteranlage bekommt. Diese „taufrische Neuigkeit“ hat Dezernent Immo Kramer im jüngsten Bauausschuss verkündigt. 400.000 Euro Fördergeld – und damit 80 Prozent der Kosten – fließen dafür vom Bund.

 

 

Das Programm gebe es erst seit wenigen Wochen, erläutert Kramer im Nachgang der Sitzung gegenüber der Harzer Volksstimme. „Wir sind mindestens landes-, wenn nicht sogar bundesweit die ersten, die eine Förderung in der Größenordnung erhalten“, so der Baudezernent nicht ohne Stolz. „Ich habe selten erlebt, dass in so kurzer Zeit eine so große Fördersumme bewilligt wurde.“

 

Knackpunkt für den Zuschlag sei laut Kramer „eine glückliche Verkettung von Sachverhalten“ gewesen. „Denn wir stecken bei der Franckeschule gerade mitten in der Bauphase.“

 

Die Hasseröder Grundschule wird derzeit für 12,5 Millionen Euro auf dem benachbarten Schulsportplatz neugebaut. Im Herbst 2022 soll der Dreigeschosser mit einstöckigem Anbau bezugsfertig sein. Bauherr ist im Auftrag der Stadt die Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft (GWW). Das städtische Tochterunternehmen habe das Fördergeld beim Bund beantragt, so der Baudezernent.

 

Für die Planer sei es eine Herausforderung, die Lüftungsanlage mitten im Bau noch in das Gebäude zu integrieren, so Kramer weiter. Denn für die Installation müssten unter anderem Wände durchbrochen und Lüftungsschächte angelegt werden.

 

Die Anlage würde später die Raumluft „in den wesentlichen Räumen, in denen sich die Kinder aufhalten“, filtern. Also Klassenräume, Fachkabinett und Aula.

 

Auch für die Grundschule im Harzblick sei Fördergeld vom Bund in Aussicht gestellt worden, informiert der Dezernent. Das Gebäude in der Heidebreite wird von der Freien Grundschule und der städtischen Harzblick-Grundschule genutzt. Die Stadtverwaltung will den DDR-Block in den kommenden Jahren in Jahresscheiben sanieren.

 

Der Gebäudeteil der Freien Grundschule komme für eine Förderung nicht mehr in Frage, weil die Aufträge für die Sanierung schon ausgelöst seien. „Das ist zu spät“, so Kramer. Der städtisch genutzte Teil habe aber Chancen. „Deshalb werden wir den Förderantrag stellen.“ Dabei gehe es mit 40.000 bis 50.000 Euro zwar um eine kleinere Summe. „Aber die nehmen wir gerne mit“, so Kramer.

 

Und was ist mit den anderen Grundschulen und Kindertagesstätten der Stadt? Das fragt sich auch die bündnisgrüne Stadträtin Sabine Wetzel. „Schließlich wird es bald wieder kälter und die Lüftungszeiten dadurch immer kürzer“, so die Grundschullehrerin in der Sitzung des Bauausschusses.

 

Stationäre Lüftungsanlagen seien für die anderen Einrichtungen ausgeschlossen, so Kramer. „Das wäre ein zu tiefer Eingriff in die Bausubstanz.“  Vom Land gebe es aber ein Förderprogramm für mobile Lüftungsgeräte.

 

Allerdings seien nur „schlecht zu belüftende“ Räume förderfähig. „Und davon haben wir nur eine Hand voll.“ Gerade einmal vier Räume kämen in Frage.

 

Es könne nicht sein, dass die anderen Räume keine Chance hätten, so Wetzel weiter. Man müsse regelmäßig 20 bis 25 Minuten lüften, um tatsächlich einen Luftaustausch im Klassenzimmer zu erreichen. „Im Winter können wir aber nicht so lange lüften“, so die Stadträtin.

 

„Die Sitzflächen sind dann so kalt, die Kinder holen sich noch ganz andere Krankheiten.“ Ihre Forderung: „Die Stadt sollte gucken, woher sie Geld in die Hand nehmen kann, um die Kinder zu schützen.“

 

Das städtische Schulamt würde derzeit alle Möglichkeiten ausloten. Die Kosten würden pro Gerät bei etwa 1000 Euro liegen, erläutert der Dezernent im Volksstimme- Gespräch. Allerdings sei die Wirksamkeit der mobilen Geräte „diskutabel“, auch wenn es für sie natürlich Richtlinien gebe. Zudem würden die Geräte Krach machen. „Das wird ein störender Faktor im Unterricht“, sagt Kramer. „Fakt ist: Ohne Förderung können wir uns das nicht für alle Klassenräume leisten.“

 

Für die Ausstattung der Sekundarschulen und Gymnasien ist nicht die Stadt Wernigerode, sondern der Landkreis Harz zuständig. Auch dort will man das Landesförderprogramm anzapfen, wie Pressesprecher Manuel Slawig auf Volksstimme-Anfrage informiert.

 

Im August habe es deshalb für alle Schulen in Trägerschaft des Kreises eine Datenerhebung zu Räumen mit den dafür notwendigen Kriterien gegeben. „Im Ergebnis wurde festgestellt, dass Lüftungsanlagen in 83 Klassenräumen notwendig sind, weil diese nicht oder nicht ausreichend belüftet werden können“, so Slawig weiter. Sobald die Förderkriterien veröffentlicht sind, sei die Errichtung vorgesehen. Es sei eine Förderquote von bis zu 100 Prozent vorgesehen.

 

Darüber hinaus habe die Kreisverwaltung erst kürzlich insgesamt 1177 CO2-Messgeräte für die Schulen in seiner Trägerschaft ausgeschrieben, informiert der Sprecher. Davon seien 992 „normale“ Messgeräte und 186 spritzwassergeschützte Messgeräte für die Fachunterrichtsräume für Physik, Chemie, Biologie, Kunst vorgesehen.

 

 

Quelle: Harzer Volksstimme vom 20.09.2021
Bild: Ivonne Sielaff