Nach Abriss Chance für Neues

Wie die freiwerdenden Fläche am Gießerweg künftig aussehen soll

 

Der Abriss des Wohnblocks im Gießerweg soll neue Möglichkeiten eröffnen– wenn es nach GWW-Chef Christian Zeigermann geht. Der setzt auf einen Architektenwettbewerb.

 

Der Putz bröckelt, die Dachziegel sind verschlissen, hinter den Fensteröffnungen herrscht gähnende Dunkelheit. Schon von außen ist der Wohnblock am Gießerweg/Ecke Veckenstedter Weg kein schöner Anblick. Im Inneren des maroden Gebäudes am Fuße des Wernigeröder Galgenberges sieht es nicht besser aus. Inzwischen sind alle 17 Wohnungen verlassen. Auch die letzten beiden Mieter haben ein neues Zuhause gefunden.

 

Das Gebäude selbst ist nun ein Fall für den Abrissbagger. In den vergangenen Tagen ist das Haus entrümpelt worden. Jetztsteht derAbriss an In wenigen Wochen soll die Fläche komplett geräumt sein.

 

„Das Haus wurde Anfang des Zweiten Weltkrieges erbaut“, so Christian Zeigermann, Chef der Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft (GWW), der das Objekt gehört. Damals seien baulich schlechtere Materialien verwendet worden. Dazu kommt, dass der Zahn der Zeit am Gebäude genagt hat. „Die Holzbalkendecken sind so sehr geschädigt, dass eine wirtschaftliche Sanierung nicht mehr möglich ist“, so Zeigermann. Dafür würde sich aber eine neue Chance bieten.

 

 

 

Visionen aus ganz Europa

 

Für die Neubebauung des freiwerdenden Grundstücks hat sich die GWW an einem europaweiten Architekturwettbewerb der Plattform „europan.de“ beteiligt. 1989 ins Leben gerufen, verfügt die Initiative über ein Netzwerk aus Fachleuten, Architekten und Stadtplanern, die gemeinsam Themen erarbeiten und aus deren Reihen auch die Jury besetzt wird.

 

Architekten aus ganz Europa konnten ihre Visionen für das Grundstück am Gießerweg sowie für die benachbarte Fläche am Veckenstedter Weg einreichen. Was den GWW-Chef besonders freut: „35 Architekten wollen einen Entwurf einreichen.“ Damit hat Wernigerode die fünftmeisten Anfragen aller teilnehmenden europäischen Städte. Vor einigen Wochen habe es bereits eine Besichtigung der zwei Grundstücke gegeben. „Mit Vertretern von europan.de und allen Interessierten.“

 

Bis Mitte September müssen die Entwürfe vorliegen. Für den 20. Oktober ist dann die zweitägige Jurysitzung im Marstall angesetzt. Die Jury setze sich aus den Sachpreisrichtern Christian Zeigermann, OB Peter Gaffert (parteilos) und Sandra Lewerenz, Chefin der Gemeinnützigen Gesellschaft für Sozialeinrichtungen, und den Fachpreisrichtern von europan.de zusammen. Und Christian Zeigermann ist mehr als gespannt. „35 Entwürfe, das verspricht eine große Vielfalt. Jemand aus Finnland geht doch ganz anders an die Sache heran als ein Österreicher.“

 

 

 

Für Familien und Senioren

 

Fest steht: Auf den beiden Grundstücken sollen Mehrfamilienhäuser für ein Mehrgenerationenwohnen entstehen. „Große Wohnungen für Familien mit Kindern und kleinere Wohneinheiten für Senioren“, verrät der GWW-Chef. „Und beide Gruppen sollen voneinander profitieren. Die Älteren könnten vielleicht auf die Kinder aufpassen. Andersrum helfen die Jüngeren bei den Einkäufen.“ Wichtig sei dabei die Schaffung von Begegnungsflächen.„Ich sehe uns als kommunales Wohnungsunternehmen in der Verantwortung, solche Orte zu schaffen und denObjekten eine Identität zu geben.“

 

Auf beiden Flächen sollen zwischen 20 und 30 Wohneinheiten entstehen – je nach Entwurf. Die Architekten hätten zudem dieAufgabe, einen städtebaulichen Ausblick zu geben. „Das heißt: Sie zeigen auf, welche Auswirkungen das neue Gebäude für das Quartier hat“, so Zeigermann. „Wie die Wegebeziehungen künftig aussehen müssen, ob beispielsweise eine neue Straße angelegt werden muss.“

 

Und sobald der Gewinnerentwurf feststeht, will der GWW-Chef Nägel mit Köpfen machen.„Wir werden mit dem Prämierten einen Vertrag für die Planung abschließen.“ Bereits 2023 könnte im Veckenstedter Weg gebaut werden. Ein Jahr später sei dann die Fläche im Gießerweg dran.

 

Bis es so weit es, wird auf dem brachliegenden Areal eine Blühwiese angelegt werden. „Damit das Gelände in der Zwischenzeit schön anzusehen ist“, versprich Christian Zeigermann.

 

Quelle: Harzer Volksstimme vom 18.08.2021