Aller guten Dinge sind drei? Hoffentlich. Nachdem Wernigerodes Stadtrat zum dritten Mal für den Neubau der Francke Grundschule gestimmt hat, sollen nun wirklich Nägel mit Köpfen gemacht werden.

 

Nun kann es endlich losgehen. Der Stadtrat hat am Donnerstag grünes Licht für den Neubau der Francke-Grundschule in Hasserode gegeben. Moment–hatten wir das nicht schon mal? Richtig. Es ist jetzt bereits der dritte Beschluss, der für das geplante 12,5-Millionen-Euro-Projekt gefasst wurde. Was ist da los?

 

Schon vor gut einem Jahr hieß es, die Weichen sind gestellt. Damals einigten sich die Stadträte darauf, die Schule neuzubauen und die alte abzureißen. Die Möglichkeit einer Sanierung wurde verworfen. Außerdem wurde der Verkauf von Schulgebäude und Grundstück an die Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft (GWW) beschlossen. Das städtische Tochterunternehmen sollte die Schule bauen. Die Stadt müsse so die Millionen Investition nicht selber stemmen und würde sich nach Fertigstellung in die neue Schule einmieten, so die Überlegung. Im Februar dann die Rolle rückwärts. Der Verkauf an die GWW war plötzlich passé. Es sei für alle Beteiligten finanziell vorteilhafter, wenn die Stadt die Schule behält und die GWW mit dem Neubau beauftragt, hieß es aus dem Rathaus. Das Wohnungsbauunternehmen würde den Bau mit Hilfe eines Kredites finanzieren. Die Stadt würde die Baukosten ihrerseits durch jährliche Zahlungen von etwa einer halben Million Euro an die GWW über 30 Jahre abstottern. Der Stadtrat segnete den Plan ab.

 

Aber auch das sollte es noch nicht gewesen sein. Nach dem Beschluss stellte sich nämlich die Kommunalaufsicht des Landkreises quer. Die Zahlen zu den Kosten und zur Finanzierung im Beschluss seien zu unkonkret gewesen. Außerdem habe eine Gegenüberstellung der Varianten Neubau und Sanierung gefehlt, erläuterte Dezernent Rüdiger Dorff bereits am Montag in der Sitzung des Kulturausschusses. „Es tut mir leid, dass wir uns ein drittes Mal mit dem Thema beschäftigen müssen“, so Dorff an die Stadträte gewandt. „Wir legen Ihnen jetzt alles auf den Tisch, damit Sie entscheiden können.“ Und noch eine weitere Hürde galt es zu überwinden – eine sogenannte Forfaitierungsvereinbarung. Was sich dahinter verbirgt? Die Stadt bürgt für die GWW, falls diese im Falle einer Insolvenz nicht mehr zahlungsfähig wäre, erläuterte Dorff. Auch dafür müsse der Stadtrat seinen Segen geben.

 

Und noch eine weitere Kröte hatten die Kommunalpolitiker vor ihrer Entscheidung zu schlucken. Plötzlich war von Gesamtkosten von 15,1 Millionen Euro die Rede. Dabei handelt es allerdings nicht um eine Steigerung der Baukosten, wie GWW-Chef Christian Zeigermann nach der Sitzung gegenüber der Volksstimme klarstellte. Es seien lediglich die Zinsen der Kreditfinanzierung draufgeschlagen worden – Kosten, die ohnehin noch auf die GWW und damit auch auf die Stadt zugekommen wären. An der Bau- und Planungssumme von 12,5 Millionen Euro ändere sich nichts. „Mit dem Beschluss in der Tasche können wir endlich richtig loslegen“, so Zeigermann. Die Baugenehmigung liege seit einigen Wochen vor. „Der Generalunternehmer steht in den Startlöchern.“ Vorausgesetzt die Kommunalaufsicht gibt diesmal ihr Okay, soll bereits im April mit den Arbeiten auf dem Schulgelände begonnen werden.
Und das ist geplant: ein dreigeschossiges Haupthaus mit einem flachen Anbau, mit Gründach, Lernterrasse, einer Aula als Zentrum der Schule, dazu zehn Klassenräume und sechs Fachkabinette. Allein für den Hort stehen 3800 Quadratmeter zur Verfügung. Die Fachkabinette werden in der ersten Etage untergebracht, die Klassenräume mit mobilen Wänden in der zweiten Etage. Verglaste Laubengänge, die rund um die beiden Obergeschosse führen, sollen Schatten spenden und gleichzeitig als Fluchtweg dienen. Entstehen soll der Neubau dort, wo sich im Moment noch der Sportplatz der Schule befindet. Ziel ist es, die Arbeiten Mitte 2022 abzuschließen. „Die Kinder würden sich freuen, wenn sie im nächsten Herbst dort einziehen können“, so Rüdiger Dorff.

 

Quelle: Harzer Volksstimme vom 27.03.2021