Modernisierungen im Wohngebiet Stadtfeld

Pudelmütze für marode Platte

An Baumaschinen werden sich die Bewohner von Stadtfeld, Harzblick und Burgbreite in nächster Zeit gewöhnen müssen. „Wir werden stärker und intensiver in unsere Bestände investieren“, sagt Christian Zeigermann, seit gut einem halben Jahr Chef der städtischen Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft (GWW). Die Wohnblöcke in den drei großen Plattenbaugebieten seien in die Jahre gekommen. Deshalb sollen die Bestände der GWW nun Block für Block saniert werden. Vor allem die Dämmung der Bauten aus den 1970er und 1980er Jahren lässt zu wünschen übrig. „Zwar hat auch die DDR-Platte ein bisschen Dämmung gehabt. Aber die reicht für die klimatischen Veränderungen längst nicht mehr aus.“ Die energetische Optimierung der Gebäude sei daher wichtig, sagt Zeigermann – „auch, um für unsere Mieter die Nebenkosten zu senken“. Dach und Fassaden würden künftig mit einer Art „Pudelmütze eingepackt“ werden, die im Winter vor Kälte und im Sommer vor Hitze schützt. Bestandteil der Sanierung sind außerdem verglaste Balkone mit Blumenkästen, neue Türen und eine völlig neue Fassadengestaltung. „Der Betrachter soll später erkennen, dass es sich um einen GWW-Block handelt“, kündigt Zeigermann an. „Wir wollen Identität schaffen, gleichzeitig soll jeder Block etwas Individuelles haben.“ Los geht es in der Dr.-Jacobs-Straße 6 bis 8 im Stadtfeld – und das bereits in diesem Monat. Mit dem Abschluss der Arbeiten werde im Herbst gerechnet. Pro Block hat der GWW-Chef 600 000 Euro einkalkuliert. „Unser Ziel ist es, den Sanierungsstand der GWW deutlich zu erhöhen – bis wir irgendwann 100 Prozent geschafft haben. Und dann fangen wir von vorne an.“ „Ein Abriss würde noch größere Leerräume schaffen.“ Etwas ganz anderes hat die GWW mit dem Walther-Grosse-Ring 22 bis 25 vor – in unmittelbarer Nachbarschaft zu den sanierten Wellenhäusern. Bis vor kurzem noch war geplant, den leerstehenden Block mit den 56 Wohnungen abzureißen. Nach einer Besichtigung des Gebäudes habe Zeigermann aber die Pläne seiner Vorgängerin Kirsten Fichtner über den Haufen geworden. „Ein Abriss wäre nicht zielführend, er würde das Quartier städtebaulich nicht verbessern, sondern noch größere Leerräume schaff en“, begründet der GWW-Chef den Richtungswechsel. „Und das entspricht nicht meiner Philosophie.“ Dazu komme, dass es in Wernigerode einen großen Bedarf an Wohnungen gebe. Deshalb soll der Fünfgeschosser saniert werden – und zwar nicht nur energetisch, sondern komplett. Damit die oberen Etagen künftig auch für ältere Mieter gut erreichbar sind, sollen von außen Aufzüge an das Gebäude gebaut werden. Um Wohnraum für Senioren und Familien zu schaffen, könnte zudem der Schnitt der Wohnungen verändert werden. Im Moment gibt es in dem Block 16 Ein-Raum-, 16 Zwei-Raum- und 24 Drei-Raum-Wohnungen. „Wir überlegen, ob wir einige Vier-Raum- und Zwei-Raum-Wohnungen anlegen, um der Nachfrage nachzukommen.“ Der Aufsichtsrat hat bereits grünes Licht für das Vier-Millionen-Euro-Projekt gegeben. „Im nächsten Schritt bereiten wir den Bauantrag vor, hoffen, dass bis Jahresende die Baugenehmigung vorliegt“, informiert Zeigermann. Wenn alles nach Plan laufe, könnten die Arbeiten im März starten. Der GWW-Chef rechnet mit etwa einem Jahr Bauzeit. Wohnung, die fertig gestellt sind, gehen sofort in die Vermietung. Ziel sei es außerdem, etwa drei bis vier Monate nach dem Baustart eine Musterwohnung zu haben, die Interessierte dann besichtigen können. „Wir wollen, dass da was passiert. Die Höfe müssen wieder leben.“ Aber nicht nur an die Gebäude will der GWW-Chef ran. Auch die Grünflächen und die Höfe in allen drei Wohngebieten bedürfen einer Generalüberholung. „Die riesigen Rasenfläche sind öde und monoton, die Innenhöfe durch ihre Dimensionen anonym“, hat Christian Zeigermann festgestellt. Deshalb will die GWW zusammen mit einem Landschaftsarchitekten einen Masterplan für Stadtfeld, Harzblick und Burgbreite entwickeln. Die Mieter werden ebenfalls beteiligt. Die Höfe sollen ein Thema bekommen, sollen vielfältiger werden. „Nur einen Garten – das will doch keiner.“ Vielleicht aber Gemeinschaftsmietergärten mit fachlicher Begleitung, schwebt Zeigermann vor. „Wir wollen, dass da was passiert. Die Höfe müssen wieder leben.“

 

Quelle: Harzer Volksstimme vom 20.07.2020
Bild: Yvonne Sielaff