GWW setzt Siegerentwürfe aus Europan-Wettbewerb „Living Cities – Lebendige Städte“ Schritt für Schritt um
Italienische und deutsche Architekturbüros treiben Bauplanung gemeinsam voran/Baubeginn für Sommer 2024 avisiert
Für die Umsetzung der Siegerentwürfe von zwei jungen italienischen Architekturbüros aus dem Europan-Wettbewerb „Living Cities – Lebendige Städte“ in Wernigerode werden jetzt die nächsten Schritte eingeleitet. Nach dem im Mai 2022 beendeten Wettbewerb konkretisiert die Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode mbH, GWW, jetzt gemeinsam mit den Siegern die Ideenplanung für das Areal Veckenstedter Weg 76-80 und Veckenstedter Weg 14a/Gießerweg 9 in der Harzstadt.
Der letzte Akt des Wettbewerbs war das „Europan Intersession-Forum“ aller Teilnehmer und Sieger aus neun europäischen Ländern Anfang November im französischen Clermont-Ferrand. Dort wurden abschließend die Projekte auf europäischer Ebene diskutiert und gemeinsame Visionen skizziert.
„Beim Wettbewerb standen die Ideen im Vordergrund, jetzt geht es um die Umsetzung. Und dabei um zentrale Fragen: Bekommen wir das auch wirtschaftlich hin? Sind die späteren Mieten realistisch? Welche baulichen Besonderheiten sind zu erwarten?“, erklärt Christian Zeigermann, GWW-Geschäftsführer.
Während ein Teil des Projektentwurfs DUET, der von vier jungen italienischen Architekten eingereicht wurde, im südlichen Teil des acht Hektar großen Areals am Veckenstedter Weg 14a/Gießerweg 9 umgesetzt werden soll, kommt am nördlichen Rand des Gebietes am Veckenstedter Weg 76-80 eine weitere Gruppe junger italienischer Architekten zum Zuge. Dort sollen Teile der Idee des „Living the new ecological Porous Garden City“ verwirklicht werden. Im Kern geht es um familienfreundlichen Wohnraum mit viel Gemeinschaftsgrün, der mit dem neuen Areal am Bürgerpark entstehen und zugleich Impuls für das Mehr-Generationen-Wohnen sein soll. „Es ist der Versuch einer Weiterentwicklung des Gartenstadt-Gedankens“, erklärt Christian Zeigermann. Entstehen sollen auf den beiden Arealen jeweils 20 bis 40 Mietwohnungen.
Beide italienische Siegerbüros haben inzwischen deutsche Partnerbüros, mit denen die nächsten Schritte gegangen werden. „Jetzt geht es um die Generalplanung, es geht um Statik, Brandschutz, Bauphysik und vieles mehr. Da die beiden Entwürfe nach deutschem Baurecht zu realisieren sind, war dieser Schritt sinnvoll und zwingend notwendig“, erläutert der GWW-Geschäftsführer.
So fanden sich das italienische Architekturbüro „Practice+“ aus Bassano del Grappa und das Berliner Büro „catk-Studio Architekten“, zusammen. „CoPE“ aus Padua hat sich mit der „Hartung & Ludwig Architektur- und Planungsgesellschaft mbH Weimar“ zusammengetan.
Die italienischen Büros haben weiterhin die Entwurfsverantwortung, die deutschen Partner bringen sich bei der praktischen Durchführung ein. „In beiden Fällen verfügen die deutschen Partnerbüros über den Zugriff auf Fachplaner. So bekommen wir als Bauherr ein Rundum-Sorglos-Paket und maßgeschneiderte Lösungen“, ist sich der GWW-Geschäftsführer sicher. Für die jungen italienischen Architekten erweitere die Einbindung in die praktische Umsetzung hier in Deutschland deren Erfahrungsschatz. „Der Vorteil bei beiden Kooperationen liegt auf der Hand. In beiden Fällen haben die deutschen Büros italienisch sprechende Mitarbeiter, was die Umsetzung der Entwürfe in der Praxis vereinfacht“, erklärt Christian Zeigermann.
Derzeit geht es um Verfeinerungen: Wie werden die Grundrisse der Wohnungen aussehen? Wie werden die Laubengänge umgesetzt? Welche Art der Energieversorgung wird gewählt? Hier sieht Christian Zeigermann schon hoch interessante Ansätze: „Während in Deutschland regenerative Energieformen noch als Alternative zu fossilen Brennstoffen hervorgehoben werden, spielt das in Italien oder beispielsweise in Frankreich gar keine Rolle mehr. Dort sind alternative Energiequellen schon Standard in der Planungsbetrachtung.“ Was sich auch in der Umsetzung zeige. „Solarpaneele werden beispielsweise nicht etwa irgendwie versteckt, sondern als gestalterisches Element eingesetzt, indem sie zum Beispiel gut sichtbar als Segel geformt sind.“ Grundsätzlich wird bei allen GWW-Neubauprojekten auf die Energiequelle Gas verzichtet.
Auch bei der Grundrissgestaltung ergeben sich neue Gestaltungsweisen. In Italien gibt es viel weniger Flure als in deutschen Wohnhäusern. Dafür aber direkte Nischen vor den Wohnungseingangstüren, die man nun mit den angedachten Laubengängen kombinieren könnte. „So würde dann der Laubengang zu einem interessanten Ort der Begegnung, wie man das hierzulande kaum kennt.“
Für den GWW-Geschäftsführer gibt es weitere faszinierende Aspekte der Planungen: „Alles, was an Niederschlägen auf die Dächer fällt, soll in Regenrückhaltebecken gesammelt werden. Und die sind für die Bewohner ebenerdig sicht- und erlebbar. Denn bei viel Wasservorkommen blähen sie sich durch eine aufgesetzte Membran auf, bei wenig Wasser fällt diese in sich zusammen.“
Die nächsten Schritte sind vorgezeichnet: Bis Februar 2023 werden die Entwürfe weiter verfeinert und eine abschließende Kostenrechnung aufgestellt. Dann beschäftigt sich der GWW-Aufsichtsrat mit diesen Ergebnissen. Wenn das Gremium dann grünes Licht gibt, beginnt die Entwurfs- und Genehmigungsphase.
Geplant ist weiterhin, dass bis Ende 2023 der Bauantrag gestellt wird. Dann erfolgt die Ausschreibung. „Abhängig von den Baupreisen und den finanziellen Spielräumen der GWW ist dann der Baustart für Sommer 2024 geplant. Entweder für beide Baugrundstücke gleichzeitig oder hintereinander“, blickt Christian Zeigermann weiter voraus. So könnten 2025 die ersten Mieter*innen in die preisgekrönten Projekte nach ihrer Realisierung einziehen.