Wenn der Bund stärker fördern würde, könnten Plattenbaudächer zu einer gewaltigen Energiequelle in Deutschland werden

 

GWW-Geschäftsführer Christian Zeigermann und SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert im wohnungspolitischen Diskurs beim Rundgang im derzeit größten GWW-Komplex-Sanierungsvorhaben am Walther-Grosse-Ring 22-25 im Stadtfeld

 

Drei wichtige neue Säulen der wohnungspolitischen Förderung von kommunalen Vermietern durch die Bundesregierung waren Gesprächsgegenstand des Treffens von GWW- Geschäftsführer Christian Zeigermann und SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert am 11. März bei der GWW in Wernigerode.

 

Christian Zeigermann führte den SPD-Generalsekretär, der zuvor die Wohnungspolitik in der Ampelkoalition verhandelt hatte, dabei in das größte Komplex-Sanierungsvorhaben der GWW am Walther-Grosse-Ring 22-25 im Stadtteil Stadtfeld.

 

Bezahlbare Mieten, das oberste Ziel der GWW und auch das Anliegen der neuen Bundesregierung: Doch wie sind sie in Zukunft zu sichern? Keine leichte Aufgabe für die kommunalen Vermieter, die hier in der Pflicht stehen.
Christian Zeigermann kam im Gespräch mit vielen Beispielen aus der Praxis, die Modellfälle darstellen und mögliche Lösungsansätze. Beispiel Aufzugsanbau.

 

In einer immer älter werdenden Gesellschaft sei das keine „Schönheitsmaßnahme“ mehr, sondern eine Notwendigkeit, um Senioren das Leben in ihren angestammten Wohnungen so lange wie möglich zu erhalten. Es sei für den Sozialstaat wirtschaftlicher, den Aufzuganbau zu fördern im Vergleich zu weit höheren Sozial-Zuschuss-Kosten, die das Leben in Seniorenheimen erfordern würden.
„Aufzuganbau sollte heute deshalb nicht mehr als Luxus betrachtet werden, sondern als Fördermaßnahme für das lange Leben in den eigenen vier Wänden, das sich fast 90 Prozent aller Senioren für ihren Lebensabend wünschen“, fasste Christian Zeigermann zusammen. Er wünsche sich dabei verändertes Denken bei der Fördermittelvergabe.

 

Gesprächssäule zwei: Im Zusammenhang mit den energetischen und Komplex-Sanierungen der Wohngebäude machte der GWW-Geschäftsführer, die schwierige finanzielle Planungslage der Unternehmen klar. „Als GWW bieten wir 60 Prozent der Wohnungen zu einem Mietpreis von 5,10 Euro an. Die CO2-Sanierungsvorschriften besagen jedoch, dass wir 70 Prozent des Bestandes bereits bis 2030 energetisch zu ertüchtigen haben.“ Beides wirtschaftlich auszutarieren, sei sehr schwer und bedarf aus Sicht des GWW-Geschäftsführers der stärkeren Bundesförderung. Ebenso das Thema: Außengestaltung der Wohngebäude und Innenhöfe. Auch das sei kein Luxus in Klimawandelzeiten.

 

Die Innenhöfe wie im neuen Walther-Grosse-Ring 22-25 in einen Aktionsraum und zum Meetingpoint für unterschiedlichste Bewohnerbedürfnisse zu verwandeln und ökologisch wertvoll, klimafreundlich nachhaltig zu entwickeln, könne aus Sicht der GWW nicht nur die Sache des einzelnen kommunalen Vermieters sein. „Das bedarf auch der Unterstützung des Bundes“, hob Christian Zeigermann resümierend hervor.

 

Die dritte Säule des wohnungspolitischen Gesprächs mit Kevin Kühnert bildete das Thema Neue Energien und Photovoltaik. Die GWW arbeitet dazu eng mit den Stadtwerken Wernigerode zusammen. Auch ein Pilotprojekt ist in Vorbereitung, in dem 40 Prozent des erzeugten Dachstromes den Mietern zugutekommen sollen.

 

„Die flachen Dächer von Plattenbauten“, so Christian Zeigermann, „eigneten sich ideal als Basis für Photovoltaikanlagen“. Es könnte eine Menge landwirtschaftliche Nutzfläche gespart werden, wenn die Plattenbaudächer dafür endlich mehr Verwendung fänden. „Problem: es sind besondere Investitionen in die Dachstabilität der Plattenbauten erforderlich, um sie in sichere Träger zu verwandeln“. Doch diese Investsumme, die bisher die kommunalen Vermieter selbst tragen müssen, machen der Art Projekte in Anbetracht der gleichzeitigen Sicherung von geringen Mieten meist unwirtschaftlich.

 

Wenn der Bund stärker fördern würde, könnten Plattenbaudächer zu einer gewaltigen Energiequelle in Deutschland werden. Zum Nutzen aller.

 

Auch diese Anregung nahm der SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, wie er sagte, gern mit und wollte sie in die geeigneten Diskurse in Berlin einbringen. Er selbst zeigte sich beeindruckt, welch gute Wohnqualität der Plattenbau nach Sanierung erreiche. Lobte zudem den GWW-Ansatz im Walther-Grosse-Ring 22-25 zur Gestaltung von großen Bädern und Wohnküchen mit viel Familienraum. In Zeiten der Energiepreissteigerungen lobte er zudem alle Ansätze, die Energie sparen helfen und mehr Klimafreundlichkeit erreichten.