Die Tage der verlassenen maroden Kinderklinik in der Steinbergstraße im Wernigeröder Stadtteil Hasserode sind gezählt. Die Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode mbH, GWW, kaufte das alte Gebäude nach längeren Verhandlungen nun von Landkreis und übernimmt das Grundstück per Erbbaupacht. Damit ist der Weg des Standorts zu einem einzigartigen „Rehazentrum für pflegende Angehörige“ geebnet. Er bleibt der Allgemeinheit und für die öffentliche Nutzung erhalten.
Nach der Ideen-Ausarbeitung und einer Machbarkeitsstudie tritt die GWW somit in die konkrete Planung ein. Für das Projekt wollen die beiden Stadttöchter – GWW als Bauherr und die Gemeinnützige Gesellschaft für Sozialeinrichtungen Wernigerode mbH, GSW, als Betreiber – kooperieren. Die Bauvoranfrage wurde bereits positiv beschieden Bis Ende 2025 könnte die Baugenehmigung erteilt werden. Baubeginn soll Anfang März 2026 sein.
Landrat Thomas Balcerowski ist optimistisch: „Ich denke, das ist die richtige Idee zur rechten Zeit. Der Neubau eines Rehazentrums für Pflegende rettet und entwickelt nicht nur den Standort, sondern erfüllt auch ein wachsendes Bedürfnis in unserer Gesellschaft. In der schönen Harz-Umgebung zur Ruhe zu kommen, einen besseren Platz als in unserem Kreis kann es dafür nicht geben. Deshalb haben wir Ja zum Verkauf gesagt und den Weg für dieses in Mitteldeutschland einzigartige aber auch notwendige Projekt, das auch die Bedürfnisse vieler pflegender Angehöriger in unserer Region trifft, geebnet.
Wernigerodes Oberbürgermeister Tobias Kascha gilt als Initiator des besonderen Rehazentrums für Wernigerode. „Ich freue mich über die neue sinnstiftende Perspektive für das Quartier an der Steinbergstraße und dass der Medizinstandort auch in Zukunft für die Allgemeinheit erhalten bleibt. Das einzigartige Rehazentrum wird weitere Menschen in unsere schöne Stadt locken, aus der sie gestärkt wieder abfahren können. Das Projekt wird die Attraktivität der Harzmetropole noch weiter steigern. Wir haben fast 32.000 Einwohner und 1,2 Millionen Übernachtungen jährlich. Wernigerode hat für alle viel zu bieten. Die neue Rehaklinik wird sich dort gut einpassen.“
„GWW-Geschäftsführer Christian Zeigermann zum Projekt: „Gutachter haben uns bestätigt: eine Sanierung lohnt sich nicht, um die alte marode Gebäudehülle der Kinderklink, die seit zwei Jahren verwaist steht, in etwas Modernes zu überführen. Ein Neubau ist eindeutig wirtschaftlicher und attraktiver und heilt damit auch ein ganzes Quartier. Die einzigartige Tallage, die grüne Umgebung und die Ruhe am Standort sind für eine Rehaklinik ideal.
Neue Reha-Einrichtungen müssen heute eine hohe Attraktivität aufweisen, denn die Patienten haben eine große Auswahl in Deutschland. Die Architektur sollte so sein, dass sie jetzt als auch noch in 30 Jahren gut angenommen wird. Wir wollen eine wohlige Atmosphäre schaffen mit viel Tageslicht. Tageslicht hilft nachweislich der Gesundheit, und das wollen wir unterstützen. Keiner möchte heute in eine Reha gehen mit Krankenhausatmosphäre und langen dunklen Fluren. Die Leute sind erschöpft, aber nicht krank. Die Gebäudehülle planen wir deshalb transparent und lichtdurchflutet mit Blick auf die schöne Harzer Berglandschaft.“
Vorgesehen seien zwei Flügel mit Glaselementen und einem Verbindungsteil, das als Eingang und Lobby genutzt werde. 30 Rehazimmer und 20 Wohnungen für Ältere (mit Pflegeservice nach Bedarf), allesamt mit Balkon, seien geplant, dazu Therapiebereiche, Sauna, Kneipp, Salzgrotte und Swimmingpool.
„All das ist möglich. Wir wollen zudem CO2-neutral bauen, mit Fotovoltaik Anlagen, Erdwärmenutzung und weiteren Alternativen zur nachhaltigen Energieerzeugung“, beschreibt der GWW-Geschäftsführer.
„Das Konzept für die neue Rehaklinik beschäftigt uns nun schon über zwei Jahre”, erinnert sich Sandra Lewerenz, Geschäftsführerin der Gemeinnützigen Gesellschaft für Sozialeinrichtungen Wernigerode mbH, GSW.
„Die Stadt Wernigerode war auf uns zugekommen, weil wir als GSW bereits stark in Hasserode tätig sind. Den Charakter des Standorts der Kinderklinik zu erhalten – nichts lag da näher, als das Thema Gesundheit dort weiter zu entwickeln”, betont sie weiter. Mit 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei die GSW der größte Arbeitgeber Wernigerodes. Und habe als potente Stadttochter auch die Möglichkeit, große Projekte schultern zu können. Und das nicht nur im Bereich der Altenpflege.
„Als GSW sehen wir den gesamten Menschen und seine Bedürfnisse. Dazu gehören auch die sozialen und kulturellen. Deshalb unterhalten wir zum Beispiel auch Begegnungscafés. Unsere Service-Angebote richten sich zudem nicht nur an Ältere, sondern auch an Jüngere, die Hilfe brauchen”, erklärt Sandra Lewerenz. All das war und ist der Hintergrund für unsere Idee für die neue Rehaklinik für pflegende Angehörige. Untersetzt von der Zukunftserwartung, dass es aus Kräftemangel immer mehr Angehörige geben wird, die die Pflege zu Hause übernehmen müssen.
Die GSW-Geschäftsführerin zum Konzept: „Es gibt viele, die schon heute einen Angehörigen pflegen bis zur eigenen Erschöpfung. Ihnen eine Reha anbieten zu können, die sie wieder zu Kräften kommen lässt – als Kassenleistung oder auch als Selbstzahler –, ist unser Ziel. Wir wollen ihnen ein drei Wochen-Programm bieten wie eine Kneipp-Kur mit viel Bewegung, Wasser, guter Ernährung und Stressbewältigung und mit vielen Informationen rund um die Pflege. Und dabei natürlich unsere schöne Harz-Umgebung mit einbinden.“
Diese Pflegenden einmal selbst ins Zentrum zu stellen, sei der GSW-Wille. Ihnen noch mehr als jetzt Hilfe durch Information, Reha-Maßnahmen und Erholungszeiten zukommen zu lassen, halte sie für das Gebot der Zukunft.
Wichtig ist uns, dass sich die neue Rehaklinik auch als soziales und kulturelles Zentrum für das Quartier entwickeln kann. Wir möchten dort deshalb eine Reihe von Angeboten und Veranstaltungen anbieten, die alle Wernigeröder ansprechen, ob jung oder alt. Also ein offenes Haus des Miteinanders. Alle sollen davon profitieren”, so Sandra Lewerenz abschließend.